Konventionelle Kontaktlose Zündung mit Frühverstellung

Hier gibt es technische Dinge, die nicht eindeutig einem Fahrzeug zugeordnet werden können....

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Stefan989
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Konventionelle Kontaktlose Zündung mit Frühverstellung

Beitrag von Stefan989 »

Hallo.
Ich habe das ganze mit der Frühverstellung der Zündung immernoch nicht gerafft... Wie die Drehzahlabhängige Verstellung funktioniert ist klar. Aber was passiert bei der Unterdruck Frühverstellung und warum? Wann ist das Gemisch fett wann mager... welches Gemisch muss ich früher zünden und ab wann?

Vielleicht kann mir jemand mal alles Grundlegend erklären oder hat einen gute Link der alles erklärt..
Ich hab schon viel im netzt gesucht aber nicht zusammenhängendes und vollständiges gefunden.

Grüße Stefan
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Atlantik90
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Re: Konventionelle Kontaktlose Zündung mit Frühverstellung

Beitrag von Atlantik90 »

Hier eine steinalte aber gut allgemein verständliche Beschreibung:

Für die Verbrennung des im Verbrennungsraum zusammengepressten Kraftstoff-Luft-Gemisches ist eine gewisse Zeit erforderlich. Die beste Motorleistung wird erreicht, wenn die Verbrennung kurz nach dem oberen Totpunkt beendet ist. Der Zündzeitpunkt muss entsprechend gewählt werden. Bliebe der Zündzeitpunkt bei Erhöhung der Motordrehzahl unverändert, so würde die Verbrennung wegen der nun höheren Kolbengeschwindigkeit zu weit nach dem oberen Totpunkt (0.T.) beendet sein. Ein geringerer Verbrennungsdruck (verbunden mit einer
schlechten Drehkraft des Motors) wäre die Folge. Durch einen im Zündverteiler eingebauten Verstellmechanismus wird der Zündzeitpunkt bei Erhöhung der Motordrehzahl automatisch so vorverlegt, dass die Verbrennung rechtzeitig beendet ist. Der Motorhersteller legt für jede Drehzahl und Belastung des Motors die erforderliche Frühzündung fest. Der Verstellmechanismus ist entsprechend ausgelegt.
Die Verstellung des Zündzeitpunktes kann mittels Fliehkraft oder Unterdruck erfolgen.
Der Fliehkraftzündversteller sitzt auf der Verteilerwelle und dreht sich mit dieser Welle. Mit steigender Drehzahl der Verteilerwelle heben sich zwei Gewichte, als Folge der zunehmenden Fliehkraft immer mehr entgegen der Kraft ihrer Rückholfedern ab. Dabei verdrehen sie den Unterbrechernocken und den darüber angeordneten Verteilerläufer im Drehsinne nach vorn, wodurch der Zündzeitpunkt früher eintreten
kann. Sinkt die Drehzahl, so werden die Fliehgewichte durch die Rückholfedern zurückgezogen. Dabei wird der Unterbrechernocken mit dem Verteilerläufer entgegen dem Drehsinn der Verteilerwelle verdreht; der Zündzeitpunkt liegt wieder später. ....
Der Fliehkraftzündversteller stellt die zu einer bestimmten Motordrehzahl erforderliche Frühzündung bei Volllast ein. Bei gleicher Drehzahl kann für Teillast ein anderer Zündzeitpunkt erforderlich werden, weil das Kraftstoff-Luft-Gemisch wegen der geringen Zylinderfüllung unter kleinerem Verdichtungsenddruck steht und mehr Zeit zur vollständigen Verbrennung benötigt. Motoren mit größerer Leistung, die häufig mit Teillast betrieben werden, haben zur besseren Ausnutzung des Kraftstoffes zusätzlich zum Fliehkraftversteller einen Unterdruckversteller, der den Zündzeitpunkt in Abhängigkeit von der Motorbelastung verändert. Dabei wird der unterschiedliche Unterdruck in der Ansaugleitung zwischen Vergaser und Motor ausgenutzt.
Der Unterdruckversteller ist am Gehäuse des Verteilers angebaut. Er besteht aus einem runden Gehäuse, das durch eine flexible Membran in zwei Hälften geteilt wird. Die eine Kammer ist mit der Atmosphäre verbunden, die andere über ein Röhrchen mit dem Saugrohr des Motors. Der Anschluss am Ansaugrohr ist unmittelbar oberhalb der Drosselklappe. Im Leerlauf ist die Drosselklappe geschlossen; an dieser Stelle herrscht noch kein Unterdruck, der Unterdruckversteller befindet sich in Ruhestellung. Öffnet sich die Drosselklappe etwas, so entsteht gegenüber der Atmosphäre ein geringerer Druck, ein Unterdruck. Dieser bewirkt, dass die Membrane entgegen der Kraft einer Feder ... gedrückt wird.
Die drehbare Unterbrecherplatte wird von der Membran über ein Gestänge entgegen der Drehrichtung der Verteilerwelle verdreht. Dadurch öffnet der Unterbrecherkontakt früher und bewirkt eine frühere Zündung. Mit weiterer Öffnung der Drosselklappe sinkt der Unterdruck im Ansaugrohr, und die Rückstellfeder bewegt die Membran und die damit verbundene Unterbrecherplatte soweit in Gegenrichtung, bis sich das Kräftegleichgewicht zwischen Membran- und Federkraft eingestellt hat. Dabei wird die Unterbrecherplatte in Drehrichtung der Verteilerwelle, d.h. relativ auf Spätzündung verstellt. Bei Volllast des Motors ist der Unterdruck im Saugrohr so gering, dass der Unterdruckversteller nicht mehr anspricht. Es arbeitet nur der Fliehkraftzündversteller.

überarbeitetes Zitat aus "Wie funktioniert das? Das Auto " Bibliographische Institut Mannheim 1968, Seiten 230 und 232. Rechtschreibung angepasst und Hinweise auf Bilder entfernt.

Unterbrecher und Hallgeber kann man ja gedanklich einfach austauschen.

Edit: Mit einer Unterdruckfrüh und -spätverstellung, also einer doppelt wirkenden Unterdruckverstellung wird es dann kompliziert. Da sind dann die Entnahmepunkte für den Unterdruck an unterschiedlichen Stellen im Ansaugtrakt.
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Re: Konventionelle Kontaktlose Zündung mit Frühverstellung

Beitrag von Stefan989 »

Super! Das hilft mir sehr... 😊

Wie ist es physikalisch zu erklären, dass der Unterdruck bei kleinster Öffnung der drosselklappe am größten ist?
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Atlantik90
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Re: Konventionelle Kontaktlose Zündung mit Frühverstellung

Beitrag von Atlantik90 »

Bernoulli-Gleichung :gr .
bei größter Strömungsgeschwindigkeit niedrigster Druck - sonst fliegt auch kein Flugzeug (Strömungsgeschwindigkeit über der Tragfläche größer als unter --> Druckunterschied).
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